Mr. Pilks Irrenhaus
Premiere: 15. Mai 2009
17 Szenen von Ken Campbell
Er galt als Meister der absurden Komik. Die vollendete Beherrschung dieses Genres stellte der im August 2008 verstorbene Ken Campbell auch mit der szenischen Collage „Mr. Pilks Irrenhaus sowie nachgelassene Texte von Henry Pilk“ unter Beweis. In zwei Dutzend Mini-Stücken, die er alle dem fiktiven Autor Henry Pilk zuschreibt, lässt Campbell scheinbar normale Alltagsszenen ins Absurde, ins Surreale abgleiten – nicht ohne einen guten Schuss englischen Humor hinzuzugeben und immer nach dem Pilk’schen Motto: „Ein Irrenhaus ist ein Haus, in das man dich gehen lässt, um darin irr zu sein.“
Für Campbell ist klar, dass sein alter Ego Pilk „ein Wahnsinniger ist. Ein Trinker vom Format eines Brendan Behan“ (irischer Dichter, Red.). Weiter urteilt der echte über den fiktiven Autor im Vorwort: „Mal befindet er sich innerhalb, mal außerhalb von Irrenanstalten.“ Das merkt man den einzelnen Szenen durchaus an: Ob ein Junge vermeintlich zum Huhn wird, oder der eher stockende Dialog eines deutschen Ehepaars mit einem italienischen Polizisten eine gänzlich unerwartete Wendung nimmt, ob sich zwei Freizeit-Spione in ihrem eigenen Geheimsprache-Netz verheddern oder ob das Wesen eines Tischs an der Tischbeinlänge festgemacht wird.
Der 1941 geborene Campbell war 1976 Mitgründer des „Science Fiction Theatre of Liverpool“, das an ungewöhnlichen Orten wie Pubs auftrat. Zuvor studierte er an der „Royal Academy of Dramatic Art“ in London. Zu den Mitgliedern seiner Gruppe gehörte unter anderem auch Bob Hoskins. Campbell hatte Gastrollen in verschiedenen britischen Fernsehserien wie „Fawlty Towers“ und „Die Profis“. In den 1980er Jahren spielte er unter anderem in dem Kinoerfolg „Ein Fisch namens Wanda“ mit.
Wirklich bekannt wurde Campbell aber durch seine Theaterarbeit wie auch seine Stücke. Der Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller und Komödiant war besonders im Bereich des experimentellen Theaters tätig, was ihm in einer amerikanischen Zeitung den Titel „Ein-Mann-Dynamo des britischen Theaters“ einbrachte. Der britische „Guardian“ urteilte in seinem Nachruf, dass Campbell eines der originellsten und am schwersten einzuordnenden Talente des britischen Theaters seit über 50 Jahren“ gewesen sei und die Münchener Abendzeitung stellt seinem – übrigens auch schon im deutschen Fernsehen gezeigten – Stück „Mr. Pilks Irrenhaus“ folgende Diagnose: „Progressiver Paroxysmus und Lachhysterie. Vorsicht Ansteckungsgefahr!“
Besetzung
- Kai “Eisenarsch” Sieben: hält sich für den Hochhaus-Penner, einen Wärter, einen Polizisten und Dr. Jackson
- Philipp “Wuhaha!” Dietrich: meint, er wäre ein Selbstmordgefährdeter, ein Kellner, ein Dreckwechsler, ein Arzt, ein Schauspieler namens Arthur und ein Bauchbesitzer
- Andreas “Hillbilly” Rottmann: halluziniert, er sei ein Ehemann, ein Tabakvertreter, ein Richter und ein deutscher Tourist
- Manfred “Dr. Demento” Kalbitzer: gibt vor, ein Ehemann und ein Butler zu sein
- Beate “irre Preußin” Franzkoch: täuscht vor, eine Ehefrau zu sein
- Melanie “Ich bin verwirrt” Göpfert: scheint zu glauben, sie sei zwei Ärztinnen und eine deutsche Touristin
- Lena “klein, aber gefährlich” Ostermann: hält sich für eine Ärztin, eine Sandra und einen Patienten
- Andreas “Käpt’n Wahnwitz” Emmler: simuliert einen Mann mit Unterscheidungsproblemen, einen Sohn, einen mörderischen Ex-Freund, einen Musikmanager, einen Mann mit Hut und einen Exzentriker
- Alisha “I kill you” Sieben: gibt vor, ein Gast, eine Bald-Ehefrau, eine Frau Maguire, eine Schwester, eine Angeklagte und eine Bridget Creamwell zu sein
- Silke “Die will nur spielen” Blaschke: halluziniert, sie sei ein Spion
- Julia “Mordgelüste” Rieken: glaubt, sie wäre eine Mutter, ein Spion, ein Polizeichef, eine Frau mit Orgasmusschwierigkeiten und Joanna mit dem Sockenproblem
- Stefan “Aaaarrgh!” Butz: hält sich für Vater Maguire, Dr. Philimon, einen seltsamen Liebhaber und einen italienischen Polizisten
- Rouven “Aliens haben mich entführt” Latotzki: scheint zu glauben, dass er ein Sprachproblem hat
- Dominik “de langhoorische Bombelejer” Franzkoch: meint, er habe auch ein Sprachproblem und dass er Dr. Bowmer sei
- Jessica “Nachwuchs-Irre” Leis: hat feurige Träume und glaubt, Staatsanwältin zu sein
- Ina “verrückter Professor” Theile: hält sich für einen Conférencier
- Oberarzt Stefan Butz: Regie
- Leitende Stationsärztin Julia Rieken: Co-Regie
- Klinikvorstände: Dominik Franzkoch (Produktionsleitung), Rouven Latotzki (künstlerische Leitung, Beate Franzkoch (Finanzen), Guido Stephan
- Stationsschwestern Yvette Scheid, Eva Bendler Julia Balzer: Maske
- Musiktherapeut i.A. Patrick Weißenfels: Soundeinspielungen