Der Menschenfeind
Premiere: 18. November 2005
nach Molière in einer Fassung von
Hans-Magnus Enzensberger
´S war schon immer so: Das, was sich für den besseren Teil der Gesellschaft hält, bleibt gern unter sich, feiert, intrigiert und lässt keine Gelegenheit aus, den anderen der Vernichtung durch Lächerlichkeit preiszugeben. Molière hat das in seiner Komödie „Der Menschenfeind“ schon vor knapp 350 Jahren beschrieben. Nachdem der französische Hof unter den Fallbeilen der Revolution zugrunde ging, schuf Hans-Magnus Enzensberger im 20. Jahrhundert eine moderne Version des immer noch aktuellen Stoffs:
Alceste, der neueste Star der Dichterszene, ist ehrlich. Viel zu ehrlich, für die Kreise, in denen er sich nun bewegt. Denn er, dem alles Getue, jede Lüge, jede Schmeichelei eigentlich ein Graus ist, hat sich ausgerechnet in Schickeria-Sternchen Célimène verliebt. Auch liebt sie ihn – doch wie sicher kann man sich dessen in Kreisen sein, in denen Freundschaft nur ein Wort ist, das man mit Vorliebe seinem größten Feind zwecks Täuschung, Intrige und Selbstbetrug an den Kopf wirft?
Célimène ist Meisterin der Intrige und damit eigentlich alles, was Alceste ablehnt. Bei einer Feier in Célimènes Haus will sich jeder Gockel mit der Hausherrin schmücken – und nutzt dafür jeden Weg: Freundinnen, Schmeichelei oder auch schon mal die Polizei, wenn Alceste im Weg steht und auch noch so dumm ist, die schlecht zusammengezimmerten Verse eines unbegabten, aber einflussreichen Dichter-Dilletanten mit Verve niederzumachen.
Enzensberger kommentiert lakonisch: „Je genauer ich meinen Molière studierte, desto mehr Echos stellten sich ein. Auf Schritt und Tritt begegneten mir, in München, Hamburg, Düsseldorf, Reaktionen, Mechanismen, Verkehrsformen, die denen der Komödie bis ins Detail glichen. Ich entdeckte, dass die Party, die am Abend des 4. Juni 1666 auf der Bühne des Theaters vom Palais-Royal begann, noch immer andauert…“
Besetzung
- Alceste: Kai Sieben
- Celimène: Julia Rieken
- Philinte: Rouven Latotzki
- Eliante: Sandra Blaschke
- Acaste: Heiko Förster
- Clitandre: Ole Rieth
- Arsinoe: Xenia Orben
- Oronte: Gregor Feld
- Kommissar: Manfred Kalbitzer
- Bosco: Manfred Kalbitzer
- Jimmy: Dominik Franzkoch
- Partyluder: Melanie Göpfert, Eva Bendler
- Partylöwe: Stefan Butz
- Regie: Jens Rudershausen, Yvette Scheid
- Produktion: Stefan Butz
- Finanzen: Julia Rieken
- Kulissenbau: Björn Münch
- Kostüme: Andrea Kaul
- Maske, Frisuren: Simona Engelmann